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Holzfaser

Eine Holzfaser ist der kleinste mit bloßem Auge erkennbare Bestandteil im Holz. Es handelt sich hierbei um langgestreckte Holzzellen, die in Stämme und Ästen von Bäumen längsorientiert in Wachstumsrichtung verlaufen. Die Holzfasern sind hierbei maßgeblich für die Festigkeit verantwortlich und bestehen zum Großteil aus Cellulose und Lignin. Abhängig von der Baumart schwankt der Faseranteil. Dieser liegt bei Laubbäumen in etwa zwischen 50 und 60 Prozent, bei Nadelbäumen etwa zwischen 90 und 95 Prozent.

Da es sich bei Holz um einen Werkstoff mit hoher Anisotropie handelt, d. h. die mechanischen Eigenschaften sind richtungsabhängig, kommt der Orientierung der Holzfasern in den fertigen Holzprodukten eine besondere Rolle zu. So weist Holz beispielsweise eine hohe Zugfestigkeit in Faserrichtung auf, wohingegen die Zugfestigkeit quer zur Faser nur etwa 10 Prozent davon beträgt. Aus diesem Grund werden Holzprodukte derart gefertigt, dass die Faserrichtung des Holzes in Richtung der maximalen Belastung im späteren Bauteil liegt.

Wird Holz als Baustoff oder Werkstoff eingesetzt, so wird zwischen dem sogenannten Vollholz und Holzwerkstoffen unterschieden. Bei Vollhölzern handelt es sich beispielsweise um Bretter oder Balken, die mittels des Fertigungsverfahrens Trennen aus Baumstämmen herausgearbeitet werden. Holzwerkstoffe hingegen sind Verbundstoffe, bei denen aufbereitete Holzprodukte wie z. B. Holzwolle oder Späne mit oder ohne Klebstoff oder mit mineralischen Bindemitteln verbunden werden. Holzwerkstoffe kommen vermehrt als Baustoffe oder Dämmstoffe zur Anwendung.

Eine Art von Holzwerkstoffen sind sogenannte Holzfaserplatten, auch Holzfaserdämmplatten, Holzweichfaserplatten oder Weichholzfaserplatten genannt. Bei der Herstellung dieser Platten werden besonders Holzreste aus der Industrie, der Forstwirtschaft oder von Recyclingverfahren verwendet. Je nach gewünschten Eigenschaften der Endprodukte kommen zur Herstellung zwei unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, nämlich das Nassverfahren und das Trockenverfahren. Bei beiden Varianten werden die Holzreste unter der Einwirkung von Wasserdampf aufgeweicht und anschließend in einem Refinerverfahren mechanisch zerkleinert, um die Holzfasern zu gewinnen. Dieser Vorgang wird als Zerfaserung bezeichnet.

Beim Trockenverfahren werden die Holzfasern nach der Zerfaserung getrocknet, anschließend mit Kunstharzen vermischt, in Form gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet. Bei dem Nassverfahren werden die Holzfasern nach der Zerfaserung mit Wasser vermischt, wobei meist keine Klebstoffe zugesetzt werden. Aus der breiigen Substanz werden in Formmaschinen, durch Herauspressen von Wasser, Platten erzeugt. Anschließend werden die Platten getrocknet, wobei der Zusammenhalt durch die holzeigenen Inhaltsstoffe, z. B. Lignin, bewerkstelligt wird.

Anwendung finden Holzfaserplatten in der Bautechnik besonders als Wärmedämmung sowohl für die Innendämmung als auch die Außendämmung. Aufgrund ihrer relativ niedrigen Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,038 bis 0,068 W/(mK) sind sie Vergleichbar mit anderen Dämmstoffen, wie z. B. Flachs, Kork oder Glaswolle. Die hohe spezifische Wärmekapazität von etwa 2,1 kJ/(kgK) gewährleistet zusätzlich einen guten Wärmeschutz der Gebäude im Sommer. Da es sich bei den Ausgangstoffen um natürlich nachwachsende Rohstoffe handelt, weisen Holzfaserplatten auch eine gute Ökobilanz auf.

Englische Übersetzung(en):

wood fiber

Ontologie