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Hemmnisse für Energieeffizienz

Ein Hemmnis für die Energieeffizienz ist ein Konzept der ökonomischen Theorie. Als Hemmnis wird ein Mechanismus verstanden, der eine Entscheidung oder ein Verhalten behindert, das sowohl energieeffizient als auch ökonomisch effizient erscheint. Hemmnisse können auf verschiedene Weise wirksam sein. Sie sind sowohl aus mikroökonomischer als auch aus makroökonomischer Sicht von Relevanz.

Bei der Thematisierung von Individuen und Organisationen aus mikroökonomischer Perspektive werden insbesondere folgende Gruppen von Hemmnissen unterschieden:

  • Risiken: Ein Risiko ist ein Ausdruck befürchteter negativer Konsequenzen, die infolge von Energieeffizienzmaßnahmen auftreten. Beispiele hierfür sind eine befürchtete Schimmelbildung durch eine bessere Gebäudeisolation oder eine Verminderung der Produktqualität durch Umstellungen auf einen energieeffizienteren Prozess.
  • Unvollständige Informationen: Unvollständige Informationen beschreiben Informationsdefizite von Entscheidungsträgern durch unbekannte, unzureichende oder unsichere Informationen zum Energiebedarf oder zu Energieeffizienzmaßnahmen.
  • Versteckte Kosten: Versteckte Kosten sind Nutzenminderungen oder Aufwendungen, die über die direkt mit einer Energieeffizienzmaßnahme verbundenen und ersichtlichen Konsequenzen hinausgehen und bei technoökonomischen Betrachtungen typischerweise nicht erfasst werden. Hierzu zählen beispielsweise Transaktionskosten für die Suche und Beschaffung von Informationen zu Energieeffizienzmaßnahmen.
  • Budgetbeschränkungen: Bei Budgetbeschränkungen ist das verfügbare Budget so begrenzt, dass an sich wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen durch die mangelnde interne Finanzierung in Unternehmen nicht umgesetzt werden können.
  • Geteilte Anreize: Geteilte Anreize sind Unterschiede in der Verteilung von Anreizen und Aufwendungen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen. Sie treten auf, wenn mehrere Akteure von der Umsetzung der Maßnahmen betroffen sind. Ein typisches Beispiel ist die Wärmedämmung in vermieteten Gebäuden: Für diese Maßnahme hat der Vermieter nur einen geringen finanziellen Anreiz, da der Mieter letztlich die Heizkosten für das Gebäude trägt und damit in erster Linie von den Einsparungen profizieren würde.
  • Begrenzte Rationalität: Unter dem Begriff begrenzte Rationalität werden alle Verhaltensweisen von Entscheidungsträgern zusammengefasst, die von der Rationalitätsannahme der neoklassischen ökonomischen Theorie abweichen. Die Entscheidungsträger handeln dann also nicht auf Basis eines Wirtschaftlichkeitskalküls sondern aus anderen Gründen, beispielsweise Machtmotiven, Prestigegründen oder Gewohnheit.

Neben diesen mikroökonomischen Hemmnissen werden auf volkswirtschaftlicher Ebene verschiedene makroökonomische Hemmnisse diskutiert:

  • Verzerrte Energiepreise: Verzerrte Energiepreise liegen vor, wenn die Energiepreise nicht die tatsächlichen sozialen Kosten von Energieproduktion und Energieverbrauch widerspiegeln. Beispiele für solche nicht erfassten Kosten sind die Freisetzung von Schadstoffen oder Kohlendioxid.
  • Mangel an Bildungskapital: Ein struktureller Mangel an ausgebildetem Personal oder spezialisierten Dienstleistern, beispielsweise in Entwicklungsländern, verhindert, dass energieeffiziente Technologien eingesetzt und korrekt betrieben werden können.
  • Infrastrukturdefizite: Eine unzureichende technische Infrastruktur, z. B. in Form von Energieübertragungssystemen, führt gegebenenfalls dazu, dass energieeffiziente Technologien nicht genutzt werden können.
  • Lock-in-Effekte: Lock-in-Effekte liegen vor, wenn bereits existierende Strukturen so stark verankert sind und sukzessive verbessert wurden, dass diese eigentlich suboptimalen Technologien und Praktiken auch künftig weiterhin über ein angemessenes Maß hinaus gegenüber fortschrittlicheren Alternativen genutzt werden. Ein Beispiel für einen technologischen Lock-in ist die Fokussierung auf fossile Energieträger im Rahmen der Energieversorgung.
  • Kapitalmarktbeschränkungen: Finanzmarktstrukturen können sich als hinderlich für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen erweisen, wenn dadurch der Zugang zu externem Kapital für Unternehmen erschwert wird, beispielsweise wenn kein verlässliches Bankensystem existiert.
  • Institutionelle Faktoren: Institutionelle Faktoren wie politische Instabilität, mangelnde Effektivität der Verwaltung, Korruption oder ein unzureichender regulatorischer Rahmen können zu Unsicherheiten bei Investitionen führen und damit auch die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen behindern.

Da Hemmnisse als Grund für die zögerliche Umsetzung wirtschaftlicher Energieeffizienzmaßnahmen gesehen werden, hat ihr Abbau für die Verbesserung der Energieeffizienz eine hohe Relevanz. Das Vorliegen von Hemmnissen gilt deswegen als wichtige Begründung für den Einsatz energiepolitischer Instrumente.

Ontologie