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Energiekennzahl

Eine Energiekennzahl ist eine spezielle Art Kennzahl, die die energetische Güte einer Aktivität durch eine zusammenfassende Zahl beschreibt. Der Begriff der Energiekennzahl wird speziell bei Betrachtungen auf Unternehmens- oder Prozessebene verwendet, während bei volkswirtschaftlichen Betrachtungen die Begriffe Energieeffizienzindikator oder Energieintensität gebräuchlicher sind (Energieeffizienz).

Energiekennzahlen können verwendet werden, um unterschiedliche Sachverhalte zu bewerten, beispielsweise

  • um die energetische Güte einer Aktivität ihren Vergangenheitswerten gegenüber zu stellen,
  • um die energetische Güte einer Aktivität im Vergleich zu Referenzwerten zu betrachten, oder
  • um mehrere Aktivitäten mit ähnlichen Charakteristika untereinander zu vergleichen.

Die Ausgestaltung der Energiekennzahlen variiert stark mit dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand und der zugrunde liegenden Zielsetzung. Die Verwendung von Energiekennzahlen als Mittel der Entscheidungsunterstützung unterliegt weiterhin gewissen Einschränkungen. So wird eine Energiekennzahl stets für bestimmte Rahmenbedingungen formuliert. Diese Rahmenbedingungen können sich durch verschiedenste Einflussfaktoren verändern (Tabelle 1). Das kann zu Änderungen der Energiekennzahl führen, ohne dass eine entscheidungsrelevante Verbesserung oder Verschlechterung der Energieeffizienz zu verzeichnen wäre. Umgekehrt kann eine veränderte Rahmenbedingung auch eine relevante Änderung einer Kennzahl überdecken. Darüber hinaus ist zu beachten, dass jede Energiekennzahl einen komplexen Sachverhalt auf einen Einzelwert reduziert. Ohne Kenntnis des zugrunde liegenden Sachverhalts sind Energiekennzahlen nur eingeschränkt als Entscheidungsgrundlage nutzbar. Geeignet ausgestaltet können sie jedoch im Rahmen des Energiebenchmarking Hinweise zu Ansatzpunkten für energetische Verbesserungen und zur Entwicklung der Energieeffizienz geben.

Energiekennzahlen können als absolute oder relative Größen Anwendung finden. Absolute Energiekennzahlen beschreiben in der Regel unter expliziter oder impliziter Festsetzung oder Vernachlässigung des erbrachten Outputs einer Aktivität den hierfür notwendigen Input an Energie. Ein Beispiel für eine absolute Energiekennzahl ist der Jahresenergieverbrauch. Während solche absoluten Kennzahlen in der Regel leicht aufzustellen sind, sind die Annahmen zum Output häufig so restriktiv, dass keine zielführenden Vergleiche der Kennzahlen möglich sind. Beispielsweise ist ein Vergleich der Jahresenergieverbräuche eines Betriebs nur bedingt hilfreich, wenn sich die jeweiligen Produktionsmengen des Betriebs, zum Beispiel durch eine Betriebserweiterung oder einen erhöhten Auftragseingang, in den beiden betrachteten Jahren wesentlich unterscheiden.

Daher kommen häufiger relative Energiekennzahlen zum Einsatz. Bei relativen Kennzahlen wird der Energieeinsatz in Beziehung zu einer anderen Größe gesetzt. Bei dieser Größe kann es sich um eine Outputgröße oder um eine Rahmenbedingung handeln. Ein Beispiel für eine einfache relative Kennzahl ist der Jahresenergieverbrauch pro Quadratmeter beheizte Fläche (Gebäudeenergiekennzahl). Weitergehend ist es denkbar, aus dieser simplen Variante einer relativen Kennzahl weitere Einflussfaktoren wie beispielsweise die Entwicklung der Außentemperatur herauszurechnen.

Tab. 1: Auswahl verschiedener Einflussfaktoren auf Energiekennzahlen
Einflussfaktor Beispiele
Produktbezogene Faktoren Produktionsmenge, Gewicht, Länge, Volumen, Material
Prozessbezogene Faktoren Betriebszeit, Zykluszeit, Geschwindigkeit, Anzahl Rüstvorgänge, Qualitätsrate
Umgebungsbedingungen externe und interne Temperaturen, Feuchtigkeit, Druck, Beleuchtung
Produktionsstrukturen Ausmaß horizontale/vertikale Integration, Produktsegment, Breite Produktpalette
Organisatorische Faktoren Schichtmodell, Mitarbeiter, Häufigkeit der Energieanalyse
Personalbezogene Faktoren Nutzerverhalten, Schulungsintensität, Anwesenheit spezialisierter Mitarbeiter
Standortbezogene Faktoren Fläche, Raum, Renovierungen, Alter der Anlagen und Versorgungsinfrastrukturen
Ökonomische Faktoren Umsatz, Produktionskosten, Energiekosten
Ontologie