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Wissensbildendes Instrument

Die Gruppe der wissensbildenden Instrumente ist eine der drei Hauptkategorien energiepolitischer Instrumente. Wissensbildende Instrumente sind Politikinstrumente, die der Information, der Schaffung von Bewusstsein, der Argumentation und dem Diskurs dienen. Sie entfalten keine allgemein verpflichtende Wirkung wie regulative Instrumente oder belohnen bestimmte Verhaltensweisen wie anreizsetzende Instrumente. Dennoch sind sie ein wichtiger Bestandteil des politischen Instrumentariums zur Durchsetzung politischer Zielsetzungen.

Aufgrund ihres Charakters werden wissensbildende Instrumente in manchen Klassifikationen innovationspolitischer Instrumente auch als weiche Politikinstrumente bezeichnet. Teilweise findet sich auch der Begriff des informatorischen Instruments. In der ökonomischen Literatur ist der Begriff des suasorischen Instruments gebräuchlich.

Der Begriff wissensbildendes Instrument ist aus der Innovationsforschung abgeleitet und beruht auf einem systemischen Verständnis von Forschungsaktivitäten und des Innovationsgeschehens. Systemische Konzepte gehen von einem Austausch zwischen den einzelnen Einheiten des Systems und von wechselseitigen Effekten aus. Prozesse in systemischen Modellen laufen nicht linear ab, sondern sind durch Rückkopplung gekennzeichnet. Systemische Instrumente tragen beispielsweise zu besseren Verbindungen zwischen einzelnen Teilen des Forschungssystems oder Innovationssystems bei. Systemisch ausgerichtete wissensbildende Instrumente sind wechselseitig ausgerichtete Instrumente, in denen Informationen und Argumente ausgetauscht werden. Solche wechselseitigen Politikinstrumente können dem beiderseitigen Lernen dienen und zu nachhaltigen Verhaltensänderungen führen. Sie sind von zentraler Bedeutung, um das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zeitgemäß zu spiegeln. Heute geht es nicht mehr allein darum, durch informatorische Instrumente Akzeptanz in der Gesellschaft für neue Technologien zu schaffen. Stattdessen geht es um einen Austausch beider Seiten und um Forschung und Innovation mit Verantwortung für die Gesellschaft. Man spricht von "Responsible Research and Innovation".

Auch in der Energiepolitik kommen Instrumente zum Einsatz, die solche systemischen wechselseitigen Wirkungen entfalten sollen. Die beabsichtigten nachhaltigen Veränderungen sind durch die Energiewende als übergeordnete politische Zielsetzung vorgegeben und leiten sich aus den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Eindämmung des Klimawandels und der Schonung von Ressourcen ab. Daher kommt dieser Begriff in der hier vorgeschlagenen Klassifikation energiepolitischer Instrumente zum Einsatz.

Die Gruppe der wissensbildenden Instrumente kann in drei Unterkategorien aufgeteilt werden: Dialogprozesse, Wissensvermittlung und Policy-Expertise. Dialogprozesse sind wechselseitig ausgerichtete Instrumente, während die anderen beiden Gruppen in der Regel einseitig ausgerichtete Instrumente umfassen.

  • Dialogprozesse dienen der Netzwerkbildung, der Argumentation, dem Diskurs und gegebenenfalls der gegenseitigen Verständigung und Einigung. Damit sind Bürgerbeteiligung und andere partizipative Verfahren gemeint, zum Beispiel strategische Vorausschau sowie Grünbuchprozesse und Weißbuchprozesse.
  • Instrumente zur Wissensvermittlung dienen der Information, der Schaffung von Bewusstsein und Akzeptanz, der Legitimation oder Weiterbildung. Hierzu gehören beispielsweise Appelle, Verbraucherberatung oder Öko-Labels, Fortbildungsprogramme und symbolische Belohnungen wie Preise und Wettbewerbe.
  • Der Begriff Policy-Expertise umfasst Instrumente, die (wissenschaftliches) Wissen für politische Kommunikationsprozesse und Entscheidungsfindungen bereit stellen. Dazu gehört Politikberatung im Allgemeinen und Expertenanhörungen, Technikfolgenabschätzung, Evaluationen, Benchmarking, Innovations-Audits oder Begleitforschung im Besonderen.

Diese Kategorien sind teilweise von theoretischer Natur, da Politikinstrumente in der Praxis manchmal mehrere dieser Funktionen gleichzeitig erfüllen.

  • Strategische Vorausschau beispielsweise läuft in der Regel dialogisch ab. Sie kann gleichzeitig auch ein Instrument zur Wissensvermittlung sein, wenn z. B. Interessengruppen und Betroffene eingebunden sind oder die Prozesse allen interessierten Bürgern offenstehen. Wenn strategische Vorausschau eng an politische Entscheidungsprozesse gekoppelt wird, kann sie gleichzeitig Policy-Expertise bereit stellen.
  • Policy-Expertise wiederum dient häufig nicht nur der Kommunikation nach innen, sondern auch der Kommunikation nach außen, z. B. zur Legitimation von Regierungshandeln gegenüber dem Parlament oder der Öffentlichkeit. Insofern sind wissenschaftliche Studien wie Evaluationen gleichzeitig auch Instrumente der Wissensvermittlung.

Synonym(e):

Suasorisches Instrument, Informatorisches Instrument

Englische Übersetzung(en):

knowledge-building policy instrument

Ontologie